SG BBM Bietigheim nähert sich der Entscheidung
Die Entscheidung im Kampf um den Klassenerhalt in der Handball-Bundesliga rückt näher. Am 30. Spieltag empfängt die SG BBM Bietigheim am Donnerstag den TSV Hannover-Burgdorf (19 Uhr, EgeTrans Arena Bietigheim).
Jetzt geht es ums Ganze, soll die Botschaft des 39-jährigen Isländers an seine Spieler lauten - und an die Handballfans in der Region vor diesem wichtigen drittletzten Heimspiel der Saison, auf deren laustarke Rückendeckung der Aufsteiger am Donnerstag bauen will. Weil die heftige 15:30-Niederlage am Sonntag bei den Rhein-Neckar Löwen dagegen kaum als Aufbauhilfe dienen kann, soll sie möglichst schnell aus den Köpfen verschwinden.
Wie Jónsson mit der Situation umgeht, ist typisch für den Isländer, der seit Februar das Zepter beim Aufsteiger in der Hand hat. „Wir hatten eine kurze Besprechung direkt nach dem Spiel in der Kabine“, so Jónsson. Eine emotionale, wie zu hören war. Danach geht der Blick sofort nach vorne. „Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir von diesem Spiel gar nichts mitnehmen können und wollen auch nicht mehr darüber reden. Ab sofort geht es weiter mit der Vorbereitung auf Donnerstag.“ Umschalten in den Angriffsmodus.
Entsprechend gab es auch keine Video-Nachanalyse beim Tabellenvorletzten, sondern volle Konzentration auf die nächste Aufgabe. Klar ist für den SG-Coach: „Wenn wird da eine Chance haben wollen, müssen wir ganz anders auftreten.“ Vielleicht so wie im Hinspiel. Denn das Gastspiel bei den „Recken“, wie sich das aus dem TSV Burgdorf hervorgegangene Team nennt, hat der Aufsteiger noch in bester Erinnerung. Von Beginn an war die SG BBM beim letztjährigen Tabellensechsten im Spiel, agierte auf Augenhöhe, hatte am Ende auch das notwendige Glück und einen gedankenschnellen Christian Schäfer, der einen Abpraller in der letzten Sekunde über das gesamte Feld ins verwaiste Hannoveraner Tor zum 26:27-Erfolg versenkte.
Die Szene wird Jónsson sicher noch einmal aus dem Videoarchiv kramen genauso wie sein Gegenüber Recken- Trainer Carlos Ortega. Das Dauerthema Verletzungspech verfolgte die Recken auch bei der jüngsten 26:31- Niederlage gegen SC Magdeburg. Neben den Langzeitverletzten Mait Patrail und Lars Lehnhoff fehlte mit Pavel Atman ein weiterer wichtiger Spieler. Der angeschlagene dänische Spielgestalter Morten Olsen war auch gegen Magdeburg eine der zentralen Figuren bei den Niedersachsen. „Morten hat Schmerzen, konnte damit aber spielen. Ich denke, dass er uns auch in den nächsten Begegnungen zur Verfügung stehen wird“, wird Ortega zu dieser ganz wichtigen Personalie zitiert. Als Vollstrecker bei den Norddeutschen treten mehr noch die deutschen Nationalspieler Kai Häfner und Fabian Böhm im Rückraum oder Rechtsaußen Timo Kastening (159/48 Tore) in Erscheinung. Die seit sechs Spielen sieglose Truppe des Spaniers wird alles daran setzen, diese Serie in Bietigheim enden zu lassen. Die Recken stehen momentan auf Rang 13 (22:36 Punkte), den Einzug in den internationalen Wettbewerb wie nach der herausragenden letzten Saison in weiter Ferne.
Der Aufsteiger wird also wie schon beim letzten Punktgewinn zu Hause gegen die HSG Wetzlar (26:26) wieder alle kämpferischen Tugenden auspacken müssen, die in der Mannschaft stecken. „Wir müssen aber auch wieder disziplinierter spielen“, gibt Jónsson seiner Mannschaft auf den Weg. Hoffnung besteht, dass mit Kapitän Patrick Rentschler und Jan Asmuth zwei aus der ersten Bietigheimer Abwehrreihe ins Team zurückkehren. Beide waren angeschlagen gegen die Rhein-Neckar Löwen in die Zuschauerrolle gezwungen.
Ganz so schnell kommt der Aufsteiger dann doch nicht an der Partie in Mannheim vorbei. Für die wenigen positiven Momente gegen eine ausgesprochen dominant auftretende Löwen-Mannschaft sorgten auch in den Augen von Jónsson sein Keeper Jürgen Müller und Maximilian Trost. Für den couragierten Auftritt des von den Rhein-Neckar Löwen gekommenen, lange verletzten Rückraum-Shooters gab es auch Lob von seinem Ex-Trainer Nicolaj Jacobsen: „Es war schön ihn heute in Aktion zu sehen, er hat einen sehr guten Job gemacht. Ich hoffe, dass er weiter solche Leistungen bringen kann.“
Bericht: Bernhard Gaus