Handball Hochburg Bietigheim

Pokaltime in Bietigheim

Pokalwettbewerbe haben sprichwörtlich ihre eigenen Gesetze. Am kommenden Mittwoch (19:30 Uhr) empfängt die SG BBM Bietigheim in der Viadukthalle den TV Hüttenberg in der 2. Runde des DHB-Pokals - nur 11 Tage nach dem Ligaspiel an gleicher Stelle. Grund genug, den Eigenheiten des Pokals nachzuspüren.

Das Final Four im DHB-Pokal ist zu einem der Hauptevents im deutschen Männerhandball herangewachsen. Seit 1993 ausgetragen, fand es ab 1994 quasi traditionell in Hamburg statt und füllte die dortige Barclays Arena in schöner Regelmäßigkeit. 2023 zieht das Finalturnier jetzt für mindestens 5 Jahre nach Köln um. Dem Sieger winkt neben den handfesten finanziellen Aspekten die Teilnahme am EHF-Pokal.

Doch während das Endturnier regelmäßig die Massen in seinen Bann zieht, hält sich das Interesse an den Auftaktrunden stets in überschaubarem Rahmen. Ganz gleich in welchem Modus sie bestritten werden, der Zuschauerschnitt in den Runden 1 und 2 lässt zu wünschen übrig. Versuche, den Modus attraktiver zu gestalten, zeitigten nur bescheidene Erfolge. Bis 2012/13 wurde der DHB-Pokal in insgesamt sieben aufeinander folgenden K.o.-Runden bis zum Endspiel ausgetragen. Beginnend mit der Saison 2015/16 war der Auftakt ein First Four-Turnier, in dem in der Regel ein Erstligist auf Zweit- und Drittligisten traf. Doch auch das First4 bleibt nicht ohne Kritik. Die Topvereine der 1. Liga ächzen schon zu Saisonbeginn unter der Belastung durch immer mehr internationale Spiele, der Auftakt im DHB-Pokal ist da bestenfalls eine lästige Pflicht. Sicher auch ein Argument: Spielresultate zwischen David und Goliath sind mit einer höheren Wahrscheinlichkeit vorhersehbar als zum Beispiel im Fußball. Im Handballsport haben es die Underdogs schwerer, über 60 Minuten auf eine Pokalsensation hinzuarbeiten. Auch für die SG BBM war in der Regel in der 2. Pokalrunde Endstation. Nur in der Saison 2016/17 gelang mit dem Sieg über den TVB Stuttgart eine kleine Überraschung und der Einzug ins Achtelfinale.

In dieser Saison wird nach einem veränderten Modus gespielt – auch eine Folge der Corona-bedingten Verwerfungen der vergangenen Spielzeiten. In der ersten Runde trafen Ende August 17 Zweitligisten und 11 Drittligisten, die sich über Aufstiegs- bzw. Pokalrunde qualifiziert hatten, aufeinander. Die SG BBM setzte sich bei Drittligist SG Leutershausen mit 27:34 durch. Die Ligakonkurrenten Hüttenberg und Eisenach lieferten sich einen Krimi, den die Mittelhessen in eigener Halle mit 40:39 Toren für sich entschieden. Überraschungen waren auch diesmal dünn gesät. Von den aktuellen Drittligisten sind nur noch der TuS Fürstenfeldbruck (25:24 gegen Wölfe Würzburg) und der TuS Vinnhorst (28:26 gegen Hagen) dabei. In der zweiten Runde greifen neben den 14 Siegern des ersten Durchgangs jetzt auch die 18 Erstligisten der Saison 2021/22 ein.

Erfolgreichster Verein der Pokalgeschichte ist wenig verwunderlich der THW Kiel mit 12 Titeln bei 15 Finalteilnahmen, gefolgt vom VfL Gummersbach, der in 8 Endspielen fünfmal als Sieger vom Platz ging. Lang ist’s her, aber in den Jahren 1977 und 1978 stand der TV Hüttenberg unter seinem legendären Trainer Rudolf Spengler zweimal im Finale des DHB-Pokals, unterlag beide Male dem VfL Gummersbach. Da waren die jetzigen Protagonisten längst noch nicht geboren, aber der eine oder andere der Kämpen in Hüttenberg wird sich an die beste Zeit der Mittelhessen noch erinnern.

Bei der SG BBM weiß auch einer, wovon er spricht, wenn er die Besonderheiten des Pokalwettbewerbs hervorhebt. Iker Romero gewann 2014 mit den Füchsen Berlin diesen Wettbewerb – und nebenbei noch zweimal den Landespokal in Spanien. Das sind nur drei kleine Juwelen in der Titelsammlung des 42-jährigen früheren Weltklassespielers, der seit der vergangenen Saison als Cheftrainer an der Seitenlinie der Schwaben steht. „Das wird ein total anderes Spiel. Ins Achtelfinale zu kommen, ist für jeden Zweitligisten ein Traum“, sagt der Spanier nach dem 33:26-Ligaerfolg über Hüttenberg. „Nur einer von beiden kommt weiter, auch meine Mannschaft weiß, dass das ein Finale ist.“ Und TVH-Coach Johannes Wohlrab assistiert: „Ich liebe diesen Wettbewerb DHB-Pokal, weil nur ein Spiel entscheidet. Entweder du bist raus oder du bist im Achtelfinale. Wir werden versuchen, diese Hürde zu gehen. Die Karten werden neu gemischt.“

Tickets sind online im Vorverkauf und an der Abendkasse erhältlich.

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