Klassenerhalt entscheidet sich an drei Schauplätzen

Die Handball-Bundesliga steht vor einem grandiosen Saisonfinale. Die Entscheidung um Meisterschaft und Klassenerhalt fällt zeitgleich am Pfingstsonntag (15 Uhr) in vier Arenen. Mittendrin: Die Partie in der EgeTrans Arena zwischen der SG BBM Bietigheim und dem SC Magdeburg, wo Titel- und Abstiegskampf zugleich ausgefochten werden.
Die Jungs von Iker Romero haben mit ihrem 25:34-Erfolg am Mittwoch beim SC DHfK Leipzig für den Paukenschlag des vorletzten Spieltags gesorgt und mit unbändigem Willen die beste Ausgangsposition herausgeholt, die vor dem großen Finalspieltag noch möglich war. Die SG BBM geht mit einem Punkt Vorsprung vor dem HC Erlangen und dem TVB Stuttgart in den letzten Durchgang – und muss dennoch mitverfolgen, was auf den anderen Schauplätzen geschieht. Stuttgart empfängt Leipzig, Erlangen muss in Wetzlar antreten. Selbst das Torverhältnis könnte am Ende bei Punktgleichheit darüber entscheiden, wer den VfL Potsdam in die 2. Liga begleiten muss. Erlangen (-102) hat sich da einen Vorteil vor Bietigheim (- 137) und Stuttgart (-140) erarbeitet.
Den schwersten Brocken auf dem Weg zum Klassenerhalt scheint die SG BBM mit dem SC Magdeburg vor sich zu haben. Der Gegner in der EgeTrans Arena ist kein geringerer als der amtierende Deutsche Meister. Auch wenn es gegen die Übermannschaft der letzten Spielzeiten vermessen klingen mag: Beim Anpfiff haben die Spieler um Kapitän Paco Barthe zunächst einmal alles in der eigenen Hand. Nach dem 35:27- Erfolg gegen die SG Flensburg-Handewitt hat die Mannschaft von Bennet Wiegert den zweiten Platz und damit den erneuten Startplatz in der EHF Champions League schon sicher. Aber für eine erfolgreiche Titelverteidigung sind die Sachsen-Anhalter auf Schützenhilfe angewiesen. Mit einem Punkt Rückstand muss Magdeburg die finale Aufgabe in der Bietigheimer EgeTrans Arena lösen und gleichzeitig auf einen Patzer von Spitzenreiter Füchse Berlin bei den Rhein-Neckar Löwen hoffen. Bei den Buchmachern sind die Füchse der eindeutige Favorit. Nachdem die Handballer aus der Hauptstadt am Donnerstag den VfL Gummersbach mit 45:35 Toren aus dem Weg geräumt haben, kann sich die Mannschaft um Welt-Handballer Mathias Gidsel dank eines überlegenen Torverhältnisses schon mit einem Unentschieden krönen. Die HBL plant die Meister-Ehrung in jedem Falle zweigleisig, sowohl in der SAP-Arena in Mannheim, als auch in der Bietigheimer EgeTrans Arena.
Was für verrückte Konstellationen sind da am Sonntag in Bietigheim-Bissingen denkbar. Zwischen doppeltem Jubel und doppelter Niedergeschlagenheit ist alles möglich. Die SG BBM setzt auf die Rückenstärkung durch ihre Fans und auf eine ähnlich gut gefüllte EgeTrans Arena wie in den letzten beiden Heimspielen gegen Flensburg-Handewitt und Erlangen. Es ist eines der Markenzeichen des jetzt schon legendären Kampfes gegen den undankbaren vorletzten Tabellenplatz: Nahezu vor jedem Spieltag gibt es eine neue Konstellation. Jetzt also hat die SG BBM den 15. Tabellenplatz zurückerobert und zumindest wieder für gehörig Druck gesorgt auf die Konkurrenten aus Erlangen und Stuttgart.
Über die Favoritenrolle in der EgeTrans Arena gibt es indes keine zwei Meinungen. Magdeburg geht mit einem Team der Topstars, mit viel individueller und mannschaftlicher Qualität an den Start. Selbst wenn Bennet Wiegert auf Akteure wie die langzeitverletzten Nationalspieler Manuel Zehnder (Kreuzband/Meniskus) und Matthias Musche (Achillessehnenriss) verzichten muss, die Magdeburger Wurfquote bleibt hinter den Füchsen die beste der Liga. Die Tore fallen dann eben über Omar Ingi Magnusson (146/72), Magnus Saugstrup am Kreis (106) oder Philipp Weber (112/9).
Zusätzlich fehlt mit Gisli Kristjansson ein zentraler Spieler im Matchplan der letzten Wochen. Ob der an der Schulter verletzte isländische Spielmacher in dieser Saison noch einmal ins Geschehen wird eingreifen können, beschäftigt ganz Magdeburg. Und die Frage bezieht sich nicht auf die Partie am Sonntag, denn nach dem Ligafinale ist die Reise des SC Magdeburg noch nicht zu Ende. Nach dem dritten Einzug ins Final4 der EHF Champions League in Folge trifft Magdeburg am folgenden Wochenende im Halbfinale in Köln auf den FC Barcelona.
Duell Tabellenspitze gegen Tabellenkeller. In einem Punkt sind die Fans aus Bietigheim und Magdeburg am Sonntag vereint: Nicht nur einmal wird der Blick während der 60 Minuten in die anderen Arenen gehen.