Jonas Link im Interview
„Sportliche Komponente hat den Ausschlag gegeben“
Neuzugang Jonas Link soll beim Bundesliga-Aufsteiger SG BBM Bietigheim eine ganz zentrale Rolle einnehmen. Der 25-jährige kommt vom HC Erlangen, wo er fünf Jahre den Aufstieg und die Etablierung der Franken in der Handball-Bundesliga mitgestaltet hat. Jetzt soll er die Schwaben als Spielgestalter in die Mission Klassenerhalt führen.
Was reizt dich an der Aufgabe bei einem Aufsteiger?
Ich will auf der zentralen Position in der Rückraum-Mitte mehr Verantwortung übernehmen. Die Konstellation in Bietigheim bietet mir mehr Möglichkeiten und mehr Spielanteile, als das in Erlangen in dieser Saison möglich gewesen wäre. Ich habe bei der SG BBM die Chance, mich in dieser Rolle weiterzuentwickeln. Deshalb der Wechsel.
Mit drei Spielzeiten in der 1. Liga hast du Erfahrung beim Thema Klassenerhalt. Was kann man da ins Team einbringen?
Eminent wichtig ist, dass wir an unsere Chance glauben und in jedem Spiel arbeiten und versuchen, das Maximale herauszuholen. Wir dürfen die Saison nicht als Ausflug in die 1. Liga nehmen, sondern müssen in jedem Spiel mit allem was wir haben versuchen unsere Punkte zu sammeln. Das ist von der Einstellung her für uns das Wichtigste.
Was hat Erlangen speziell im zweiten Anlauf besser gemacht als in der Saison 2014/15, als man mit Bietigheim gemeinsam auf- und auch wieder abgestiegen ist?
Die wirtschaftliche Komponente hat sicher eine ganz große Rolle gespielt. Die Rahmenbedingungen haben sich nach dem Abstieg nicht verändert, die Mannschaft konnte gehalten und sogar noch mit namhaften Neuzugängen verstärkt werden. Die Philosophie ist hier in Bietigheim anders, da man versucht, das Team mit jungen und entwicklungsfähigen Spielern aus der Region nach oben zu ziehen. In Erlangen sind mehr Mittel vorhanden, um das Team durch erfahrene, gestandene Bundesligaspieler zu ergänzen.
Wie ist Dein Eindruck vom Team nach den ersten Wochen in der Vorbereitung?
Handballerisch hat die Mannschaft auf jeden Fall großes Potential. Ich war - wie viele sicher auch - überrascht, wie souverän Bietigheim in der letzten Saison aufgestiegen ist. Das zeigt, wie gut diese Mannschaft funktioniert hat, in der wir jetzt nur zwei wichtige Abgänge kompensieren müssen. Es ist aber klar, die 1. Liga ist noch einmal eine andere Bühne.
Und man wird automatisch in jedes Spiel als Außenseiter gehen.
Als Aufsteiger genießt man noch von keiner Seite Kredit, den müssen wir uns erarbeiten und den Respekt verdienen. Aber in der Außenseiterrolle können wir auch befreit aufspielen und jedes Mal versuchen, das Beste daraus zu machen.
Wie erlebst Du das Umfeld hier in Bietigheim?
Was ich bis jetzt bereits beurteilen kann, ist das rein sportliche. Als Spieler hat man alles, was man im Umfeld braucht. Man kann sich ohne Ablenkung von außen voll auf den Handball konzentrieren. Was ich bisher erlebt habe, ist absolut erstligatauglich.
Und abseits vom Sport?
Ich wohne direkt in Bietigheim, bin positiv überrascht von der Altstadt umgeben vom Wasser von Enz und Metter. Das ist etwas, was ich in Erlangen vermisst habe.
In dieser Saison wird es das erste Mal so sein, dass du mit deinem älteren Bruder Nikolai nicht im selben Team spielst, sondern gegeneinander.
Die erste, die mich darauf hingewiesen hat, war unsere Oma. Bisher gab es die typischen Brüderfragen, wie es ist, gemeinsam in einem Team zu spielen. Jetzt wird man sicher häufiger auf die neue Konstellation angesprochen. Schon am ersten Pokalwochenende besteht ja die Chance, dass wir in der zweiten Runde auf den HC Erlangen treffen. Ein gewisses Kribbeln wird da sicher vorhanden sein.
Interview: Bernhard Gaus