Handball Hochburg Bietigheim

45 Minuten auf Augenhöhe

Die MT Melsungen gewinnt bei der SG BBM Bietigheim mit 28:32 (14:15) Toren und rückt im Titelkampf der Handball-Bundesliga näher an das Spitzenduo heran. Im Kampf um den Klassenerhalt wird es nach dem 25. Spieltag enger für die Spieler von Iker Romero.

Abgesehen von der Tatsache, dass es keine Punkte zu ernten gab, ist Bietigheims Coach Iker Romero am Samstagabend gar nicht so unzufrieden mit dem Auftritt seiner Spieler. „Wir sind wieder auf unserem Weg, wir müssen weiter kämpfen, haben das heute richtig gut gemacht.“

Hannover, Kiel, Gummersbach – das waren für den Spanier Auftritte, in denen seine Mannschaft die Bundesligatauglichkeit vermissen ließ. Nicht so am Samstag. „Das war ein verdienter Sieg für Melsungen, aber welchen Vorwurf kann ich meinen Spielern machen? Wir haben gegen ein Spitzenteam richtig viele Minuten mit Fokus und guter Qualität gekämpft und wieder eine bundesligareife Leistung gesehen“, so Romero.

Was auffällt: Der frühere spanische Weltklassespieler hat seinen Jung nach der 18:32-Schlappe in Hannover binnen Wochenfrist wieder neues Selbstvertrauen einpflanzen können. Erkennbar schon am entschlossenen 1:0 durch Maximilian Hejny, der im Bundesliga-Finale den langzeitverletzten Dominik Claus ersetzen muss und gegen Melsungen fünf Würfe in die Maschen ballerte. Die SG BBM startet mit wenigen technischen Fehlern ins Spiel, kann das Melsunger Tempospiel verhindern und führt nach dem Tempo-Tor von Till Hermann nach zehn Minuten mit 8:5. Und das, obwohl Nebojsa Simic von Beginn an voll da ist. Der MT-Keeper steht schon vor der Pause einem Torerfolg der SG BBM zehnmal im Weg. Aber auch Daniel Rebmann im Gehäuse der SG BBM ist bereits auf Betriebstemperatur.

Grund genug für MT-Coach Roberto Garcia Parrondo, seine Spieler an die Seitenlinie zu holen. Danach gewinnt das Spiel des Tabellendritten an Struktur. Besonders Nikolaj Enderleit und Erik Balenciaga erkennen immer wieder die Lücken in der Bietigheimer Defensive. Mit dem 10:11 liegt Melsungen nach knapp 20 Minuten erstmals in dieser Partie vorne.

„Das war eine sehr schwere Aufgabe für uns, wir hatten viele Probleme in der Abwehr, Bietigheim ist gut ins Spiel gestartet.“ In den letzten zwei Monaten kämpft sich Melsungen mit sieben verletzten Stammkräften von Spiel zu Spiel. Auch am Samstag sieht Parrondo die Leistung seine Teams unter diesem Aspekt. Zwar war David Mandic erstmals wieder im Kader, doch Stars wie der lettische Rückraum-Hüne Dainis Krištopāns kämpfen sich angeschlagen durchs Spiel. Und schlägt sich zum aktuellen Saisonzeitpunkt dennoch erstaunlich gut.

„Die zweite Halbzeit war gut von uns“, sagt Parrondo deshalb. Melsungen führt schnell mit 16:19 Toren, für den Spanier die Phase, in der man sich hätte absetzen können. Melsungens Positionsangriffe werden unangenehmer, die Nordhessen eröffnen jetzt häufig mit dem zusätzlichen Feldspieler. Da passten nur die wackeren Bietigheimer Handballer nicht in die Rechnung. Bietigheim kann den Druck auch gegen eine sich stabilisierenden Melsunger Defensive hochhalten und nach einer Monster-Parade von Daniel Rebmann gegen Timo Kastening erzielt Tom Wolf im Gegenzug den 21:21-Ausgleich. Die EgeTrans Arena ist am Kochen. „Da hat man gesehen: zwei, drei Tore Vorsprung sind in der Bundesliga nichts“, kommentiert Parrondo.

Und dann sind es doch ein paar wenige Ballverluste auf Seiten der SG BBM zuviel, die Melsungen auf die Siegerstraße bringen. Nach einem 5:0-Lauf geht der Tabellendritte mit einem 21:26-Vorsprung in die zehn Schlussminuten. Auch da bleibt die SG BBM ein richtig unbequemer Gegner, kann aber zwei Minuten vor dem Ende nur noch auf 27:30 verkürzen.

„Natürlich ist der Punktverlust der Füchse gut für uns, aber wir müssen auf uns schauen“, sagt Parrondo zum zeitgleichen 31:31 von Berlin beim SG BBM-Konkurrenten Erlangen. Auch bei SG BBM-Coach Iker Romero gerät am Samstagabend bereits das nächste Spiel in den Fokus, in drei Wochen geht es zuhause gegen den ThSV Eisenach. Und so bleibt am Ende nur einer, dem das Melsungen-Spiel noch einige Tage schmerzhaft in Erinnerung bleiben wird. Jonathan Fischer hat sich bei einer Flugeinlage und dem (erfolgreichen) Rettungsversuch gegen einen langen Tempopass einen Brummschädel geholt.


SG BBM: Genz, Rebmann; Vlahovic (1), Kühn (1), Hadzimuhamedovic, Wolf (3), de la Peña (1), Nicolaus, Wiederstein (3), Pérez Arce (2), Barthe (4), Strosack, Pfeifer, Fischer (2), Hermann (6), Hejny (5).

MT Melsungen: Simic, Morawski; Enderleit (7), Balenciaga (6), Mandic (1), Sipos (3), Kristopans (1), Ignatow (2), Moraes (5), Danner, Soler, Svensson (2), Kastening (3/1), Barrufet (2/1).

Zeitstrafen: Pérez (25.), Barthe (27.), de la Peña (36.), Vlahovic (44.) – Barrufet (18., 56.), Svensson (38.), Moraes (54.).

Siebenmeter: 0/0 – 2/3

Spielverlauf: 6:4 (8.), 8:5 (11.), 10:10 (19.), 11:12 (24.), 12:14 (28.), 14:15 (30.) - 16:19 (38.), 19:20 (42.), 21:21 (45.), 21:26 (51.), 24:27 (53.), 24:29 (56.), 27:30 (58.), 28:32 (60.)

Schiedsrichter: Marcus Hurst / Mirko Krag (DHB Elitekader)

Zuschauer: 2614 (EgeTrans Arena, Bietigheim)

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