Handball Hochburg Bietigheim

Hartmut Mayerhoffer und Jens Lause zum Saisonstart

Der Trainer der Bundesliga-Handballer, Hartmut Mayerhoffer und Jens Lause, Geschäftsführer der SG BBM, haben es sich aufgrund der heißen Temperaturen draußen vor der Viadukthalle bequem gemacht. Ab und an werden die beiden von den einzelnen Spielern abgeklatscht, die langsam zur Übungseinheit mit dem Ball eintrudeln. Am Vormittag stand noch eine Athletikeinheit im Reha-Zentrum Hess auf dem Trainingsplan.

„Ich habe die ganze Vorbereitung beobachtet und mein Eindruck ist, dass sich hier etwas entwickelt. Im Team ist eine ganz andere Stimmung als noch zum Ende der letzten Saison.“ Der 47-jährige Lause muss es wissen. Er hat in Berlin und Lemgo selbst lange Jahre an der Spitze der Bundesliga als Spieler aktiv mitgemischt. In seiner Vita stehen Deutsche Meisterschaften neben Pokal- und Europapokal-Erfolgen mit dem TBV Lemgo. Er kann solche Situationen einschätzen, hat sie selbst als Handballer, später an der Seitenlinie oder im Marketing des TBV Lemgo etliche Male erlebt. Seit Mai arbeitet er nun in Bietigheim „an einem sehr spannenden Projekt“, wie er es selber bezeichnet.

„Die Vorbereitung ist allerdings ein Muster ohne Wert, das hat die letzte Saison gezeigt“, wirft Mayerhoffer ein. Der 47-jährige steht jetzt im vierten Jahr an der Seitenlinie der Bietigheimer Handballer, eine Zeitspanne mit vielen Hochs aber auch Tiefs. Auf ihn warten in der neuen Saison wieder viele neue Herausforderungen. Der schlechte Saisonstart vor Jahresfrist spuke zwar nicht mehr in den Köpfen herum. „Das ist lange her. Viel eher beschäftigen wir uns mit der tollen Rückrunde, an die wir anknüpfen wollen“, sagt Mayerhoffer. Und Lause ergänzt: „Das Problem war nach meinem Eindruck eine hohe Erwartungshaltung, auch im Team selbst.“ Auch wenn das aktuelle Saisonziel, das sich die Mannschaft selbst gesteckt hat, ein Platz im oberen Tabellendrittel ist, die Topfavoriten der Saison spielen in dieser Runde anderswo. Die beiden Bundesliga-Absteiger N-Lübbecke und Eisenach nennt Mayerhoffer, dazu Friesenheim, Hamm und Nordhorn-Lingen als Kandidaten für die drei Aufstiegsplätze.

„Wir sind diesmal in einer Position, von der aus wir positiv überraschen können“, sagt Mayerhoffer und denkt dabei auch an die Fans in Bietigheim-Bissingen und in der Region. „Eines ist klar. Es liegt zuallererst auch in unserer Hand, die Begeisterung für den Handball wieder zu entfachen und für volle Ränge zu sorgen“, sagt der Coach. Eine entsprechende Rückmeldung, da darf er sich sicher sein, liefern die Handballfans, sobald die Leistung stimmt. Dennoch gesteht Mayerhoffer seinem Team eine Lernphase zu: „Wir werden in der Hinrunde noch das eine oder andere Spiel benötigen, um uns in der Abwehr zu festigen. Fehler dürfen gemacht werden.“ Das Team und jeder Einzelne müsse die Chance haben, sich im Laufe der Saison in allen Bereichen technisch und taktisch weiterzuentwickeln.

Das aktuelle Team ist sehr homogen, trotz einem nach wie vor sehr niedrigen Altersschnitt. Neben Julius Emrich und Patrick Rentschler als Kapitän und Co-, haben sich mit Chris Schäfer, Robin Haller, André Lohrbach und Paco Barthe die Erfahrenen im Mannschaftsrat in die Pflicht nehmen lassen. „Sie haben diese Verantwortung im Team voll angenommen“, ist sich Lause sicher. „Manchmal ist die Sache ganz einfach“, sagt der Handballexperte. Es sei wichtig, von Anfang an voll da zu sein. „Wir brauchen positive Ergebnisse, um die Begeisterung bei den Fans zu wecken.“ Eines hat Lause schon beobachtet: „Der Pokalerfolg über Stuttgart war besser als jedes Teambuilding. Das hat man aus den Gesichtern der Spieler lesen können.“ Und auch wenn die SG BBM mit Chris Schäfer den erfolgreichsten Liga-Torschützen der letzten Saison in ihren Reihen hat, ist doch eines für Mayerhoffer klar: „Wir werden uns nur über die Mannschaft definieren können.“

Auch eine weitere „Not“ will Lause perspektivisch in eine Tugend wandeln. „Wir haben nicht die Mittel für spektakuläre Neuverpflichtungen“, sagt er. „Weitere Mosaiksteinchen auf unserem Weg“, nennt Lause deshalb die nur zwei Neuverpflichtungen der SG BBM, das junge Rückraumtalent Valentin Schmidt und Domenico Ebner als Nummer zwei hinter dem isländischen Nationaltorwart Aron Edvardsson. Die resultierende Konstanz im Kader könnte sich vielmehr noch als ein großer Vorteil herausstellen. Das Gros der Spieler ist geblieben, das Team ist jung und darf dennoch schon als sehr eingespielt gelten. Nicht zu unterschätzen ist jedoch die Aufgabe, Routinier Timo Salzer auf der zentralen Spielmacherposition wie in seiner Rolle im Team zu ersetzen.

Die Ausgangssituation prägt den „Bietigheimer Weg“ in die neue Saison. „Die sportliche Leistungsfähigkeit mit einer guten Mannschaft, aber kleinem 14er-Kader erhalten, wirtschaftlich konsolidieren und nachhaltig arbeiten“, sind für Lause die Stichworte. Das alles unter einen Hut bringt man perspektivisch nur mit einer guten Jugendarbeit, das weiß auch Lause und ist damit praktisch bei seinem wichtigsten Thema. Da Spannende am „Projekt Bietigheim“, um den Punkt nochmals aufzugreifen, ist für Lause das riesige Potential der SG BBM und ihrer drei Stammvereine. Weit über 30 Mannschaften spielen neben dem Profibereich in der Jugend, im Aktiven- und Breitensportbereich, bei Männern wie Frauen. In der Konstellation ein bundesweites Alleinstellungsmerkmal. Ein Punkt, der einen Stolz machen sollte.

„Wir wollen die Identifikation mit der SG-Familie weiter wachsen lassen“, sagt Lause. Die sportlichen Leistungen der Spitzenteams im Frauen und Männerbereich sollen dabei wie eine Initialzündung wirken. Wie gut, dass der erste gemeinsame Doppelspieltag der Frauen- und Männerteams bereits ganz zu Beginn der neuen Saison auf dem Spielplan steht. Am 17. September kämpfen in der Ludwigsburger MHPArena zunächst die Männer in der 2. Liga in ihrem zweiten Heimspiel gegen den VfL Bad Schwartau. Anschließend feiern die Frauen in der 1. Qualifikationsrunde zum EHF-Pokal gegen das serbische Team von ZRK Naisa Nis ihre Europapokalpremiere.

 

Bild: Bietigheimer Zeitung

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