Bietigheim zurück an der Tabellenspitze
Es war eine beeindruckende Demonstration der aktuellen Stärke. Die SG BBM Bietigheim gewinnt ihr Heimspiel gegen den Tabellenvierten HSC Coburg mit 28:20 (11:8) Toren. Durch die Punkteteilung zwischen Hamm-Westfalen und Potsdam rücken die Schwaben wieder an die Tabellenspitze.
Das 30:30 im Spitzenspiel zwischen Tabellendrittem und Spitzenreiter heizt eine halbe Stunde nach dem Schlusspfiff die Stimmung in der Bietigheimer Kabine zusätzlich an. Die laute Partymusik wird dann schon einmal von Sprechchören („Spitzenreiter! Spitzenreiter!“) übertönt. Dank des besten Torverhältnisses der Liga zieht die SG BBM wieder am VfL Potsdam vorbei. Und es gibt die ersten Stimmen zum bevorstehenden Pokal-Kracher am Dienstag an gleicher Stelle gegen die Füchse Berlin.
„Wir haben bis jetzt kein einziges Wort geredet über Berlin“, sagt Iker Romero, der Fokus galt allein der Partie gegen den Tabellenvierten. „Coburg ist eine Top-Mannschaft und hat das auch gezeigt. Aber das Zusammenspiel zwischen Abwehr und Torhüter war heute unglaublich“. Nur 20 Gegentore gegen die Oberfranken sind ein Statement.
„Es ist beeindruckend, wie geschlossen Bietigheim auftritt“, lobt auch Coburgs Coach und Geschäftsführer Jan Gorr die Leistung der Schwaben. „Der Sieg war auch in der Höhe verdient.“
Gorr sah sein Team in der von beiden Abwehrreihen dominierten ersten Hälfte noch auf Kurs. „In der 1. Halbzeit war unsere Abwehr ähnlich stark wie in den letzten Spielen gewohnt. In der zweiten Hälfte ging die Schere auseinander, weil wir viele Chancen nicht nutzen.“ Doch schon vor der Pause hat SG BBM-Keeper Fredrik Genz im Zusammenspiel mit seiner Abwehr mehr abgewehrte Bälle auf dem Zettel als Coburgs starker Keeper Kristian van der Merwe. Genz kommt am Ende auf über 40 Prozent abgewehrter Würfe. Bereits nach dem anfänglichen 1:2-Rückstand übernahm die SG BBM die Spielinitiative, auch eine Überzahlphase brachte die Hausherren mit 6:3 nach vorne. Eine Führung, die auch zum Seitenwechsel Bestand haben sollte. Zeitweise schienen den Gästen die Ideen auszugehen, wenig geht aus der zweiten Reihe gegen die aufmerksame und bewegliche 6-0-Abwehr der Schwaben. Bezeichnend aber: auch im Überzahlspiel klappt bei Coburg wenig.
Zufall oder nicht, dass Jan Gorr’s erste Auszeit auf das Tor von Jonathan Fischer zum 7:4 folgte. Auch Bietigheim nimmt sich wenig Würfe aus der zweiten Reihe, wenn dann eher mit bescheidener Erfolgsquote. Doch die SG BBM hat andere Waffen. Bietigheims Kreisspiel ist inzwischen ligaweit bekannt und gefürchtet und doch nicht zu verhindern. Am Freitag gab es davon wieder eine Kostprobe. Der 26-jährige Fischer erwischt einen Sahnetag, schnappt sich die gewagtesten Anspiele und trifft bei neun Versuchen neunmal.
Besonders in der ersten Phase nach der Pause kann Coburg seine Konzentration nicht hochhalten. „Mit unserer Abwehr konnten wir in der zweiten Halbzeit viele technische Fehler bei Coburg provozieren“, bestätigt auch Iker Romero. Bietigheim baut seine Führung mit einem 6:0-Lauf auf 21:12 Tore aus. Neben Fischer trifft auch Christian Schäfer bei seinen fünf Würfen ins Schwarze, Alexander Pfeifer bestätigt seine starke Form mit fünf Toren. Da konnten auf der Gegenseite höchstens Florian Billek (fehlerfrei bei vier Versuchen) und in der Endphase der 21-jährige Linksaußen Felix Dettenthaler mithalten.
Doch da hatte die SG BBM das Spiel längst auf ihrer Seite, schippert ganz entspannt durch die Chruchtime, die am Freitag keine mehr ist. Bietigheims Führung ist bei Tom Wolf‘s Treffer zum 27:17 zweistellig, Coburg kann im Auslaufen noch auf 28:20 verkürzen.
Erst nach dem Schlusspfiff lässt sich Iker Romero eine Ansage zum Pokal-Achtelfinale gegen seinen alten Verein, die Füchse Berlin, entlocken. „Wir werden am Dienstag versuchen, unser bestes Spiel zu machen. Das ist unser Ziel“. Und es huscht ein kurzes Lächeln über das Gesicht des 43-jährigen Spaniers.
SG BBM: Baranasic, Genz; Vlahovic (1), Claus (2), Wolf (1), Schäfer (5/2), de la Peña (2), Wiederstein (1), Velz (2), Barthe, Hejny, Bader, Clarius, Pfeifer (5), Kaulitz, Fischer (9).
HSC 2000 Coburg: van der Merwe, Apfel; Runarsson (1), M. Jaeger, Dettenthaler (3), Bis, Glatthard (2), Fuß, Ossowski (2), Billek (4/2), Herzig (3), Krone, Knauer (2), Schäffer (1), Obranovic, F. Jaeger (2).
Zeitstrafen: Fischer (21.), Wiederstein (25., 30.), Hejny (60.) – Bis (5., 60.), Glatthard (5.), M. Jaeger (8.)
Siebenmeter: 2/2 - 2/2
Spielverlauf: 3:3 (7.), 7:4 (17.), 10:6 (26.), 11:8 (30.), 15:12 (37.), 21:12 (44.), 24:16 (49.), 27:17 (53.), 28:20 (58.)
Schiedsrichter: Leon Bärmann / Nico Bärmann (DHB Bundesligakader)
Zuschauer: 1645 (EgeTrans Arena Bietigheim)