Bietigheim verliert spannende Partie und weiße Weste
Bietigheims weiße Weste ist Geschichte. Die Jungs von Iker Romero unterliegen am dritten Spieltag der 2. Handball-Bundesliga beim TV Großwallstadt nach spannenden Schlusssekunden mit 34:33 (19:14) Toren.
Die SG BBM geht in der Aschaffenburger frankenstolz arena durch ein tiefes Tal und strauchelt doch auf den letzten Metern zum Gipfel. Kurz nach der Pause liegen die Schwaben mit acht Toren in Rückstand (22:14), führen vier Minuten vor dem Ende mit 30:31 und verlieren das Spiel trotz doppelter Überzahl in den letzten beiden Spielminuten. Matchwinner für Großwallstadt ist Adrian Kammlodt, der in dieser Unterzahl zweimal aus der Distanz trifft.
„Wir müssen am Ende im 6 gegen 4 die Bälle aus der zweiten Reihe halten“, spricht Bietigheims Trainer die Schlussszenen und einen wunden Punkt der SG BBM am Samstag an. „Uns haben heute die Torhüterparaden gefehlt“. Die Statistik gibt in diesem Punkt wenig Spielraum für Diskussionen her. Nur eine Torhüterparade verzeichnet die für die Gäste in der ersten Hälfte - in der 30. Spielminute. Da hatte Romero längst vom eingewechselten Filip Baranasic wieder auf Fredrik Genz zurücktauscht. Am Ende sollten 14 Paraden des TVG nur fünf der SG BBM-Torsteher gegenüberstehen.
Vor allem die Würfe von Stefan Salger aus der zweiten Reihe bringen Großwallstadt in der Anfangsviertelstunde ins Spiel, zudem finden die Anspiele an den Kreis ihre Abnehmer. Weil die SG BBM in ihrer eigenen Chancenverwertung längst nicht so effektiv ist wie die Unterfranken, geraten die Gäste nach dem 9:9 durch einen 6:0-Lauf der Hausherren deutlich in Rückstand. Alexander Pfeifer immerhin trifft an seiner alten Wirkungsstätte alle vier Versuche. Dominik Claus und Juan de la Peña werden am Ende erfolgreichste Bietigheimer Werfer werden, drehen aber erst in der zweiten Hälfte auf. Und wenn’s mal nicht läuft, wie in der Phase vor und nach der Pause, kommt meist auch noch Pech dazu. Ein Abpraller geht vom Rücken von Genz ins Tor, der Wurf von Tom Wolf (27.) am leeren Tor vorbei oder Nikola Vlahovic scheitert Sekunden vor der Halbzeit frei vor Großwallstadts Boukovinas.
Doch das 19:14 zur Halbzeit sollte noch nicht der Tiefpunkt sein. In der 34. Minute steht es 22:14. Aber Aufgeben gibt es im Vokabular von Iker Romero und seiner Mannschaft nicht. Was dann folgte, war aller Ehren wert. „Positiv war: Meine Jungs haben richtig stark gekämpft, vor allem in der Abwehr“, sagt Romero und bemüht noch einmal die Statistik. „Wir gehen von Minus 8 auf Plus 1 – und das mit nur drei Torhüterparaden in dieser Phase.“ Nach 20 bärenstarken Minuten hat die SG BBM das Spiel gedreht und führt fünf Minuten vor dem Ende mit 29:30 Toren.
„Das war 45 Minuten lang ein super Spiel von uns“, analysiert TVG-Coach Michael Roth, „dann sind wir ein bisschen nervös geworden“. Man habe gespürt, dass seine Jungs müde wurden. „Bietigheim hat mit einem guten zweiten Anzug alles reingeworfen.“ Der TVG wankt in den letzten Minuten bedenklich. Schon Salgers Foul an Dominik Claus war rotwürdig, wenig später erwischte es Mario Stark und der TVG geht in doppelter Unterzahl in die letzten Sekunden.
„Zum Glück haben wir am Schluss Adrian Kammlodt“, bestätigt Roth und bemüht im Trainergespräch angesichts des ebenso glücklichen wie nicht unverdienten Erfolges noch ein paar Handball-Plattitüden: „So ein Spiel musst du erst einmal gewinnen“ und „Die Torhüter sind im Handball mitentscheidend“.
TV Großwallstadt: Boukovinas, Pysarevskyi, Minerva; Salger (6), Klenk (2), Eisenträger, Bandlow (3), Schauer, Bicer (4/1), Strakeljahn, Wullenweber (2), Corak (5), Mohr, Stark (5), Kammlodt (7), Schalles.
SG BBM: Baranasic, Genz (1); Vlahovic (2), Claus (5), Öhler (2), Wolf (3/2), Schäfer (3/1), de la Peña (5), Wiederstein (3), Velz (1), Barthe, Hejny (1), Bader, Clarius, Pfeifer (4), Fischer (3).
Zeitstrafen: Fischer (15.), Vlahovic (17.), Barthe (21.), Hejny (45.) - Stark (26.), Bicer (37.), Wullenweber (51.), Salger (55., 58.)
Rote Karte: Stark (58.)
Siebenmeter: 1/1 – 3/5
Spielverlauf: 9:9 (14.), 15:9 (22.), 18:12 (26.), 19:14 (30.), 22:14 (34.), 25:23 (47.), 28:27 (52.), 29:30 (55.), 32:32 (58.), 34:33 (60.)
Schiedsrichter: Fabian Friedel / Rick Herrmann (DHB Bundesligakader)
Zuschauer: 1050 (f.a.n. frankenstolz arena, Aschaffenburg)