Bietigheim trotzt Flensburg einen Punkt ab

Der Kampf gegen den Klassenerhalt setzt Kräfte frei. Die SG BBM Bietigheim kann eine 21:12-Führung nicht durch die zweite Halbzeit bringen, erkämpft aber beim 29:29 gegen die SG Flensburg-Handewitt einen Punkt. Was der in der Endabrechnung wert ist, muss sich erst noch zeigen, denn die Ausgangslage vor dem Abstiegskracher gegen den HC Erlangen bleibt unverändert. Die SG BBM muss am Sonntag (18 Uhr) in der EgeTrans Arena das direkte Duell gegen den Tabellennachbar gewinnen.
Fast schien es so, dass nach dem Schlusspfiff die Spieler und Fans des Aufsteigers den Bruchteil einer Sekunde benötigten, um den Spielausgang zu bewerten. Gewonnener oder verlorener Punkt? Vor dem Anpfiff hätte wohl jeder den einen Punkt gegen den frisch gebackenen EHF European League-Gewinner gerne unterschrieben. Aber diese Schlussphase! Flensburg-Handewitt hatte nach phänomenaler Aufholjagd vier Minuten vor dem Ende mit dem Tor zum 28:29 von Lukas Jørgensen die Führung übernommen. Die SG BBM wehrt sich auch dank dreier Paraden von Daniel Rebmann zäh, Moritz Strosack trifft in Überzahl zum 29:29. Bietigheim spielt nach Ballgewinn Sekunden vor dem nicht den möglichen den Tempoball, was aber den Punktgewinn sichert, der von den Jungs von Iker Romero mit ihren Fans schließlich ausgiebig bejubelt wird.
Die SG Flensburg-Handewitt kommt ersatzgeschwächt in die EgeTrans Arena, unter anderem bleibt mit Lasse Møller der beste Werfer und Vorlagengeber des Tabellensechsten zu Hause. Die Mannschaft von Aleš Pajovič benötigt eine Halbzeit, um vom großen europäischen Parkett wieder in die Liga umzuschalten. Nach dem 7:7 kann Bietigheim einen 5:0-Lauf starten und spielt mit unheimlichem Gewinn an Sicherheit und Selbstvertrauen die vielleicht beste Halbzeit der Saison. Die Ostsee-Handballer um ihren Kapitän Johannes Golla müssen viele Bälle gegen eine aufmerksame Hintermannschaft der SG BBM lassen. Zudem pariert Fredrik Genz vor der Pause acht Bälle. Und es gelingt den Jungs von Iker Romero, in ihr Tempospiel zu kommen. Moritz Strosack ist bei drei Gegenstößen zur Stelle. Jonathan Fischer knüpft an seine Torserie aus den letzten Spielen an, der Kreisläufer ist am Ende mit acht Toren erfolgreichster Werfer der Schwaben. Als Flensburg-Handewitt nach dem 14:8 zum siebten Feldspieler greift, landen selbst zwei Bälle von Genz und Paco Barthe im verwaisten Gästetor.
Das geht dann auch der SG Flensburg-Handewitt zu schnell. Der 21:12-Rückstand zum Seitenwechsel ist erheblich. Bietigheim macht 21 Tore in der ersten Hälfte gegen den Europapokal-Gewinner, im zweiten Abschnitt nur noch acht. Denn Flensburg-Coach Pajovič hat sein Team in der Pause wachgeküsst, so hat es zumindest schnell den Anschein. Der Tabellensechste steht jetzt in der Defensive wesentlich kompakter, Bietigheims Offensive verliert zunehmend die Tiefe der ersten Halbzeit. Und die Balleroberungen und das Tempospiel liegen jetzt bei den Gästen, die in Mads Mensah Larsen (8) ihren erfolgreichsten Werfer haben. Der eingewechselte Benjamin Buric wehrt mit 8 Paraden die Hälfte der Würfe aufs Flensburg-Tor ab. Selbstverständnis bei Flensburg-Handewitt hoch, Sicherheit und Selbstvertrauen runter beim Aufsteiger.
Als Iker Romero in schneller Folge zwei Auszeiten setzt, ist beim Stand von 26:24 der Bietigheimer Vorsprung praktisch weg. Aber die SG BBM wird in der letzten Viertelstunde wieder zum zähen Gegner für den haushohen Favoriten. Der Punktgewinn ist hochverdient.
SG BBM Bietigheim: Genz, Rebmann; Vlahovic, Kühn, Hadzimuhamedovic, Wolf (5/3), de la Peña (1), Nicolaus (1), Wiederstein (1), Pérez Arce, Barthe (4), Strosack (4), Pfeifer, Fischer (8), Hermann (1), Hejny (3).
SG Flensburg-Handewitt: Møller, Buric; Golla (2), Kirkeløkke (3), Czertowicz, Mensah (8), Gottfridsson (5), Jørgensen (3), Hansen (2), Kinsky, Rithaphon, Jakobsen (5/4), Kopljar (1), Blagotinsek.. Zeitstrafen: de la Peña (11.) – Jørgensen (32.), Blagotinsek (59.) Siebenmeter: 3/3 – 4/4
Spielverlauf: 3:4 (11.), 7:7 (15.), 12:7 (20.), 18:10 (28.), 21:12 (30.), 24:15 (37.), 24:20 (42.), 26:24 (46.), 27:27 (49.), 28:29 (57.), 29:29 (59.)
Schiedsrichter: Nils Blümel / Jörg Loppaschewski (Elitekader des DHB)
Zuschauer: 3116 (EgeTrans Arena, Bietigheim)