Bietigheim kämpft um die ersten Heimpunkte
Der mit 4:2 Punkten gestartete Aufsteiger SG BBM Bietigheim kann sich der Aufmerksamkeit der Liga gewiss sein, wenn die Schwaben am Sonntag (15 Uhr) in der EgeTrans Arena den Altmeister VfL Gummersbach empfangen.
Die aktuelle mediale Präsenz seines Teams nimmt Iker Romero gelassen. „Das sind Dinge, die mich nicht beschäftigen“, sagt der Spanier und wiederholt stattdessen sein Mantra: „Wir konzentrieren uns nur auf uns selbst und werden versuchen, im nächsten Spiel unsere optimale Leistung abzurufen.“ Dass das in den ersten drei Spielen richtig gut funktioniert hat, muss aber auch der Chefcoach der SG BBM eingestehen: „Ich bin richtig zufrieden mit dem, was wir in 90 Prozent der Zeit in den ersten drei Spielen gemacht haben. Und damit, wie die Jungs jeden Tag arbeiten, mit ihrer Einstellung und mit ihrer momentanen Verfassung.“
Es läuft nach Plan, könnte man Iker Romero interpretieren. Die Spielidee, auf die der frühere Weltklasse-Handballer mit seinen Jungs hinarbeitet, geht bislang auf. Beim jüngsten 32:35-Auswärtssieg beim ThSV Eisenach glänzten die Bietigheimer Aufsteiger mit schnellem Umschaltspiel, einer hohen Wurfeffektivität, mit der besseren Abwehrarbeit und einem herausragenden Fredrik Genz zwischen den Pfosten. „Es gibt natürlich immer viele Dinge, in denen wir uns verbessern können und müssen“, treibt Romero seine Jungs an.
Die Heimniederlage gegen die Rhein-Neckar Löwen war positiv verarbeitet worden. Gemeinsam mit den eigenen Fans den ersten Erfolg in der EgeTrans Arena zu feiern, ist sicher eines der nächsten Etappenziele auf dem langen Weg in Richtung Klassenerhalt. Bei den Duellen mit dem VfL Gummersbach kommt aus Bietigheimer Sicht zuallererst jener sporthistorisch schicksalhafte 9. Juni 2019 in den Sinn, als sich am letzten Spieltag der Saison im Abstiegsendspiel in einer proppenvollen EgeTrans Arena die SG BBM und der VfL mit 25:25 trennen. Genau das Ergebnis, das beiden Teams nichts nützen sollte - Gummersbach und Bietigheim fallen zurück in die 2. Liga.
Dem 12-fachen Deutschen Meister aus dem Oberbergischen ist nach drei Jahren im Unterhaus eine kometenhafte Rückkehr in die Beletage des deutschen Handballs gelungen. Nach dem Klassenerhalt im Jahr zuvor schloss das Team unter Cheftrainer Gudjon Valur Sigurdsson die letzte Ligarunde gar auf einem sensationellen sechsten Rang ab, was die Qualifikation für die EHF European League bedeutete. Der Traditionsverein, der zwischen 1967 und 2011 immerhin 13 internationale Titel abräumte, ist wieder zurück auf der europäischen Handball-Bühne.
Aktuell beschäftigen Gummersbach mehr die personellen Ausfälle als der Ausblick auf die internationalen Festspiele. Bei der 34:29-Niederlage in Leipzig verletzten sich Kapitän Julian Köster und Rückraum-Neuzugang Teitur Örn Einarsson (Flensburg), beide fallen mehrere Wochen aus. „Das trifft uns natürlich hart. Jeder weiß um die Bedeutung von Julian für uns, wie viel er in den letzten Wochen für uns gespielt hat und welche wichtigen Entscheidungen er in Abwehr und Angriff trifft", kommentierte Gudjon Valur Sigurdsson. Zudem fällt auch Eigengewächs Tom Kiesler, der eine wichtige Rolle in der Defensive spielt, länger als erwartet aus.
Aber der VfL Gummersbach ist in der Spielzeit, in der der Europapokal in die Schwalbe-Arena zurückkehrt, im Rückraum breit aufgestellt. Mit der Rückkehr des französischen Europameisters Kentin Mahé hat der VfL ein echtes Ausrufezeichen gesetzt. Der 33-Jährige spielte bereits von 2011 bis 2013 im Gummersbacher Trikot und soll mit seiner Erfahrung einer der Eckpfeiler im Kader des VfL werden. Komplett neu aufgestellt hat sich Gummersbach dagegen im Tor. Der Kroate Dominik Kuzmanovic (von RK Nexe Nasice) und Bertram Obling (HC Erlangen) ersetzen den Neu-Göppinger Tibor Ivanisevic und Daniel Rebmann. Der 30- jährige, handballerisch in Wolfschlugen aufgewachsene Rebmann kämpft am Sonntag im Trikot der SG BBM gegen seinen Ex-Club und für den Klassenerhalt.
Gummersbach hat eine super Mannschaft, die immer gefährlich ist“, ordnet Iker Romero den kommenden Gegner ein. „Alle reden jetzt über den Ausfall von Julian Köster“, bemerkt Romero. „Aber die Reaktion ist typisch für eine Mannschaft mit so viel Qualität.“ Die Jungs rücken zusammen. Im vorgezogenen Spiel am Mittwoch beim TVB Stuttgart hat die Findungsphase 20 Minuten gedauert. Nach dem 8:9 entscheidet Gummersbach mit einem 9:0-Lauf das Spiel noch vor der Pause und gleicht mit dem 28:35-Erfolg in der Porsche-Arena sein Punktekonto auf 4:4 aus.