Bietigheim gegen Ludwigshafen: Verlieren verboten
Verlieren verboten. Das ist auf den Punkt gebracht am Sonntag (13:30 Uhr, EgeTrans Arena Bietigheim) das Motto des Kellerduells in der Handball-Bundesliga zwischen der SG BBM Bietigheim und den Eulen Ludwigshafen.
Am 22. Spieltag kulminiert der Dreikampf um den Klassenerhalt im Duell zwischen dem Tabellenvorletzten Bietigheim und Schlusslicht Ludwigshafen-Friesenheim. Die SG BBM (6:36 Punkte) kann im Dreikampf am Tabellenende bis auf einen Punkt an den VfL Gummersbach (9:35) heranrücken, Ludwigshafen (5:37) zumindest die Rote Laterne abgeben. Nur eines der drei Teams wird sich am Ende retten, da zählen Punkte in den direkten Begegnungen umso mehr. „Jeder weiß, wie wichtig das Spiel für uns aber auch für Ludwigshafen ist“, sagt SG BBM-Coach Hannes Jón Jónsson, der einen echten Klassiker im Kampf um den Klassenerhalt erwartet. „Wenn wir zwei Punkte holen, dann haben wir Luft für die nächsten Wochen.“
Eulen-Coach Benjamin Matschke beschwört den Geist der letzten Saison, in der Ludwigshafen trotz langer Niederlagenserie in einem mitreißenden Endspurt und mit einem Sieg am letzten Spieltag noch den TuS N-Lübbecke abfing und den Klassenerhalt schaffte. Auch wenn Friesenheim in dieser Saison erst einen Sieg auf dem Konto hat (am 13. Spieltag ein 27:24 gegen den SC DHfK Leipzig), herrscht deshalb Gelassenheit und Zuversicht in der Kurpfalz vor diesem eventuell vorentscheidenden Duell am Tabellenende.
Nicht zu verkennen ist: Die Eulen gestalten ihre Partien häufig ausgeglichener als die Konkurrenz am Tabellenende, die Mannschaft um Kapitän Gunnar Dietrich ist in mehr Begegnungen näher dran am Gegner. Wie bei der jüngsten 25:27 Heimniederlage gegen Hannover-Burgdorf. Das spiegelt sich in der Tordifferenz wider, die für Ludwigshafen (- 89) spricht und im entscheidenden Fall gegenüber Bietigheim (-133) noch eine Rolle spielen kann. Dem gegenüber steht das für die Eulen nur schwer verdauliche Hinrundenspiel in der heimischen Friedrich-Ebert Halle, in dem die Bietigheimer Handballer einen 23:24-Erfolg über die Zeit retten konnten.
Die Eulen melden Veränderungen in der Winterpause, wenn auch in der Dramaturgie nicht so spektakulär wie in Bietigheim. Mit dem Kroaten Matej Asanin von Sporting Lissabon wurde einen Torhüter geholt, der zur Stabilität der Abwehr beitragen soll. Dasselbe gilt für David Špiler, einen 36-jährgen slowenischen Routinier auf der Position des weiterhin verletzten Spielmachers Alexander Feld. Zurück nach langer Verletzungspause ist im Rückraum Jan Remmlinger. Sein Pendant bei der SG BBM ist Neuzugang Maximilian Trost, der in 2019 nach überstandenem Kreuzbandriss seine beiden ersten Bundesligapartien für die SG BBM bestreiten konnte.
Für die Schlagzeilen am Ende der Winterpause hat aber eindeutig Aufsteiger Bietigheim gesorgt, der drei Tage vor dem Auftaktspiel zunächst Hannes Jón Jónsson als Nachfolger von Trainer Ralf Bader vorstellte. Zwei Tage vor der Begegnung in Melsungen schließlich war die Verpflichtung von Ex-Weltmeister Michael Kraus unter Dach und Fach, der sich am Sonntag zum ersten Mal dem Bietigheimer Publikum im Dress der SG BBM präsentieren wird. Schon bei der 24:31-Niederlage in Melsungen warf das Kellerduell seine Schatten voraus. „Mimi“ Kraus stand praktisch 60 Minuten auf dem Feld. Jónsson wollte seinem neuen Spielmacher möglichst viel Spielzeit zum Eingewöhnen geben, meist an der Seite von Jonas Link. „Beide sind stark im Eins gegen Eins, das macht unseren Rückraum gefährlich“, so Jónsson.
Während der Isländer das Angriffsspiel seines Teams gegen Leipzig noch als „ideenlos“ charakterisierte, war das Bild in Melsungen schon ein anderes. „Die technischen Fehler haben uns dort viel gekostet“, sagt Jónsson. Die Feinabstimmung ist ihm in der Woche vor dem Ludwigshafen-Spiel wichtig, „wir müssen die einfachen Dinge richtig machen“. Von Tag zu Tag entwickelt der Isländer ein besseres Gefühl für sein neues Team, „für die Stärken wie für die Schwächen“, wie er betont.
Nicht dabei sein wird am Sonntag der angeschlagene Linksaußen Martin Marčec. Patrick Weber und Valentin Schmidt haben dagegen die SG BBM zu Beginn der Rückrunde verlassen. Die Karten zwischen Bietigheim und Ludwigshafen sind also neu gemischt, auch wenn es immer noch um dasselbe gemeinsame Saisonziel geht. Gesprächsstoff wird es rund um das Spiel genügend geben. Der Deutsche Handballbund schickt aufgrund der Brisanz ein erfahrenes Gespann in den Süden: Christoph Immel und Ronald Klein werden die Partie leiten. Trotz ungewohnter Anwurfzeit um 13:30 Uhr (es ist das Spiel des Tages beim TV-Sender Sky) meldet die SG BBM regen Ticketabsatz.
Bericht: Bernhard Gaus