Handball Hochburg Bietigheim

Bietigheim avanciert zum Pokalschreck

Pokalsiege unterklassiger Teams sind im Handball die große Ausnahme. Am Mittwoch war es wieder so weit. Die SG BBM Bietigheim wirft den TSV Hannover-Burgdorf, Tabellensechster der Handball-Bundesliga, mit 31:29 (12:12) aus dem DHB-Pokal.

Nach dem Schlusspfiff gibt es natürlich kein Halten mehr. Jona Bader hat – kalt wie Hundeschnauze – die letzten beiden Bälle zum 30:28 und 31:29 im Tor von Dario Quenstedt versenkt und so das Pokalaus des Favoriten besiegelt. Dafür landet der 21-jährige Rechtsaußen nach seinen Toren sieben und acht an diesem Abend ganz unten in der Spielertraube der SG BBM. Auf der Gegenseite die konsternierten Niedersachsen, die die Schlussphase wohl erst einmal verarbeiten mussten. „Wir konnten heute die 100 Prozent nicht abrufen, Bietigheim hat mehr investiert“, musste Recken-Coach Christian Prokop eingestehen.

Die Halle hatte schon beim 25:23 durch Alexander Pfeifer Kopf gestanden, der ersten Zwei-Tore-Führung des Zweitligisten nach der Pause. Die Recken machen angesichts des Rückstandes jetzt mit dem zusätzlichen Feldspieler Druck, doch der Tabellenzweite der 2. Liga legt immer wieder nach: 27:24, 28:26. Erst zwei Minuten vor dem Ende schließt Hannover-Burgdorf wieder zum 29:28 auf. In dieser Phase entscheiden dann wenige Aktionen, für die die SG BBM am Mittwoch einen Jona Bader hatte.

„Der Wille und die Einstellung der Mannschaft waren super“, freute sich SG BBM-Cheftrainer Iker Romero. „Wir sind in diesem Spiel in unserem Fokus geblieben, dann kann so ein Spiel schon mal passieren.“ Der Spanier hat jetzt die Aufgabe, sein Team bis zum nächsten Ligaspiel am Sonntag (17 Uhr, Viadukthalle) wieder einzunorden. „Das war ein Bonusspiel für uns, wichtiger sind die Spiele in der Liga. Die Jungs dürfen heute in der Kabine feiern, morgen steht Regenerationstraining und die Einstimmung auf Lübeck-Schwartau auf dem Programm.“

Vom Anpfiff weg zeigt der Zweitligist, dass er hochmotiviert in den Pokalfight geht. Die 4:1-Führung der Schwaben egalisiert Hannover-Burgdorf zwar, kann sich jedoch nicht absetzen. Die Hausherren kämpfen um den Anschluss, lassen den Abstand zu den Niedersachsen auf nicht mehr als zwei Tore anwachsen. Zwei Minuten vor der Pause holt Maximilian Hejnys Treffer zum 12:11 sogar die Führung der SG BBM zurück.

Der 12:12-Pausenstand nötigt umso mehr Respekt ab, da TSV-Keeper Dario Quenstedt zu diesem Zeitpunkt schon zehn Paraden auf dem Zettel hat. SG BBM-Torsteher Fredrik Genz ist auch gut im Spiel, bekommt aber weniger Bälle auf sein Tor. Zu viele technische Fehler seines Teams, Defizite im Rückzugsverhalten und fehlende Stabilität in der Abwehr, „die uns zu Saisonbeginn ausgezeichnet hat“, sieht Christian Prokop. „Als wir zwei Tore weg waren, sind wir nicht konsequent genug, können den Sack nicht zumachen“, sagt TSV-Nachwuchstalent Justus Fischer, auch weil Bietigheim nach dem 15:17 einfach weiterkämpft und immer wieder Lösungen findet, auch wenn im Positionsangriff unheimlich schwer wird gegen den TSV. Die SG BBM bleibt mit ihrer Wurfquote auf hohem Niveau. Dreimal in Folge kann beispielsweise Jonathan Fischer eine Gästeführung zum 21:21 ausgleichen, landet am Ende bei sechs Treffern.

„Die Halle gibt genau solche Spiele her“, freut sich der durchsetzungsstarke Bietigheimer Kreisläufer über den Coup seines Teams in der altehrwürdigen Viadukthalle. „Da war heute unheimlich viel Feuer drin, wir gehen in jedes Spiel mit einhundert Prozent.“ Und: „Man hat heute gesehen, dass die zweite Liga nicht mehr so weit weg ist von der 1. Liga“. Kann man durchaus auch als Kampfansage interpretieren.


SG BBM: Baranasic, Genz; Michalski, Claus (3), Wolf (5/3), de la Peña, Wiederstein (1), Velz (1), Barthe (1), Hejny (2), Bader (8), Clarius, Pfeifer (4), Kaulitz, Fischer (6).

TSV Hannover-Burgdorf: Gade, Quenstedt, Vujovic, Nyfjäll, Uscins (3), Steinhauser (7/2), Michalczik, Kulesh (4), Strmljan (2), Edvardsson (1), Gerbl, Hanne (3), Brozovic (1), Fischer (3), Feise (2), Büchner (3).

Zeitstrafen: Wiederstein (25., 40.) - Steinhauser (43.), Strmljan (44.)

Siebenmeter: 3/4 - 2/2

Spielverlauf: 4:1 (8.), 5:7 (15.), 9:9 (22.), 12:12 (29.), 15:17 (37.), 19:19 (41.), 23:22 (47.), 27:24 (53.), 29:28 (58.), 31:29 (60.)

Schiedsrichter: Thomas Kern / Thorsten Kuschel (DHB Elitekader)

Zuschauer: 706 (Viadukthalle Bietigheim)

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